Die im Landkreis Harz gelegene, 41.000 Einwohner zählende Kreisstadt Halberstadt blickt auf eine mehr als 1.200-jährige Stadtgeschichte zurück und gilt sowohl als geographisches als auch als kulturelles „Tor zum Harz“. Umrahmt durch die sanften Hügel des Harzvorlandes sowie des Huy, zeichnet sich die Stadt durch eine Vielzahl an kulturellen Schätzen aus, von denen insbesondere der Domschatz – einer der größten Kirchenschätze mittelalterlicher Kunst in Europa – von internationaler Bedeutung ist. Zahlreiche ganz außergewöhnliche Museen wie etwa das Literaturmuseum Gleimhaus oder auch die vogelkundliche Sammlung des Heineanums, tragen zur großen Bedeutung dieses kulturellen und historischen Zentrums für die Region bei. Mit dem Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz verfügt die Stadt zudem über eine überregional bedeutende Forschungs- und Bildungsstätte mit 1.000 Studienplätzen, die junge Menschen aus allen Teilen der Bundesrepublik in den Harz zieht. Neben zahlreichen touristischen Betrieben findet sich in Halberstadt eine Vielzahl erfolgreicher mittelständischer Betriebe, u.a. aus den Branchen Medizintechnik, Kunststoffherstellung, Lebensmittelproduktion und Maschinenbau. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung sowie der ebenfalls hier angesiedelten Kreisverwaltung wird Halberstadt im Landesentwicklungsprogramm Sachsen-Anhalts als Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums eingestuft.
Wie die meisten anderen Städte und Kommunen Sachsen-Anhalts muss auch Halberstadt sich verstärkt mit den Folgen des demografischen Wandels auseinandersetzen. So hat die Stadt in der Zeit von 2003 bis 2012 mehr als 3.100 Einwohner verloren, was einem Bevölkerungsrückgang von 6,9% entspricht. Diese stark negative Entwicklung schließt bereits die 2010 erfolgte Eingemeindung von fünf neuen Ortsteilen mit rund 4.700 Einwohner/-innen ein. Bis 2030 wird derzeit (ausgehend vom Basisjahr 2009) mit einem weiteren Rückgang um 18,6% gerechnet, womit Halberstadt in der Demografie-Klassifizierung der Bertelsmann-Stiftung als eine Kommune des Typs 9 (stark schrumpfend mit hohem Anpassungsdruck) eingestuft wird. Kommunen dieser Demografie-Klasse finden sich ausschließlich in den neuen Bundesländern. Sie zeichnen sich neben einem starken Bevölkerungsrückgang durch tendenziell kleine Haushalte, eine verstärkte Abwanderung junger Menschen sowie eine problematische kommunale Haushaltslage aus.
Die Dynamik der gegenwärtigen demografischen Entwicklung in Halberstadt zeigt sich insbesondere am Altenquotienten: Während im Jahr 2012 auf jeweils 100 Einwohner/-innen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren 41 Einwohner/-innen mit einem Alter oberhalb von 64 Jahren kamen, werden es im Jahr 2030 bereits 70 Vertreter/-innen dieser Altersgruppe sein. Der Anteil der Hochaltrigen (Personen von 80 oder mehr Jahren) an der Einwohnerschaft wird sich im gleichen Zeitraum von 6,2% auf 10,6% nahezu verdoppeln. Diese Entwicklung führt bereits heute zu Problemen bei der Abdeckung des Pflegebedarfs sowie auch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Fachkräften.
Es ist daher absehbar, dass die Möglichkeiten der professionellen (sowie auch der informellen) Versorgung älterer Menschen in Halberstadt in den kommenden Jahrzehnten an ihre Grenzen stoßen werden – eine Herausforderung, welcher das Pflegenetzwerk Halberstadt mit den im Rahmen von SEVIP&V entwickelten Konzepten begegnet will.