Was macht technische Assistenzsysteme erfolgreich?

Eines der wichtigsten Lebensziele vieler Seniorinnen und Senioren ist es, möglichst lange und selbständig in den “eigenen vier Wänden” bleiben zu können und damit ein Leben in Autonomie und Würde zu führen. Moderne Technik kann bei der Erreichung dieser Ziele helfen, stößt jedoch bei älteren Menschen häufig auf Vorbehalte und Ängste. Im Rahmen des Forschungsprojekts tecLA LSA – AiA (Zielgruppenorientierte Entwicklung technischer Assistenzsysteme für selbstbestimmtes Leben im Alter im Forschungsverbund Autonomie im Alter) wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich H.P. Fischer an der Hochschule Harz, der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Kunsthochschule des Landes Burg Giebichenstein untersucht, wie digitale Assistenzsysteme ausgestaltet werden sollten, um möglichst gut von der Zielgruppe akzeptiert zu werden.

Über einen Zeitraum von drei Jahren entwickelte das interdisziplinäre Projektteam auf Basis der seniorenfreundlichen asina-Benutzeroberfläche ein modulares AAL-System (Ambient Assisted Living, technikassistiertes Leben im Alter) für den Einsatz in ambulanten wie stationären Betreuungssettings. Die simple – aber wirkungsvolle – Ausgangsidee: Statt die Nutzerinnen und Nutzer mit einer stetig wachsenden Vielzahl an untereinander inkompatiblen Insellösungen zu überlasten (Essenslieferdienst über eine Handy-App, Sudoku-Training über eine zweite App, Videochat mit der Schwiegertochter auf dem Tablet, E-Mail mit dem Enkel und Abfrage der Blutzuckerwerte am Laptop…), werden möglichst viele Anwendungen unterschiedlicher Hersteller auf einer einzigen Tablet-Oberfläche zusammengeführt.

Das dabei entstandene System ermöglicht unter anderem die Abfrage von Vitaldaten (etwa über eine per Bluetooth konnektierte Waage oder ein Blutdruckmessgerät) und deren automatisierte Weiterleitung an Pflegedienstleister oder hausärztliche Praxis, die Nutzung von Telekonsil-Anwendungen und die Beauftragung externer Dienstleistungen (wie etwa einer Fußpflege oder eines Einkaufsdienstes). Darüber hinaus werden ältere Menschen durch niederschwellige Spiele und Videokommunikations- und Messaging-Anwendungen zu geistiger und sozialer Aktivität angeregt, die sich wiederum positiv auf den Erhalt der Gesundheit und Eigenständigkeit auswirkt.

All diese Anwendungen wurden im Rahmen von tecLA jedoch nicht einfach nur für die Schublade entwickelt, sondern ganz konkret im praktischen Einsatz erprobt: Während zweier aufwändiger Feldtests über eine Laufzeit von jeweils drei Monaten wurden die Geräte zunächst in einer stationären Pflegeeinrichtung und anschließend von den Patientinnen und Patienten eines ambulanten Pflegedienstes “auf Herz und Nieren” getestet, wobei viele wertvolle Erkenntnisse zur Technikakzeptanz durch Seniorinnen und Senioren gesammelt werden konnten. Der interessante Projektverlauf sowie die spannenden Ergebnisse lassen sich in einem dieser Tage kostenfrei (Open Access) erschienenen neuen Band der Schriftenreihe WAIT (Wernigeröder Informatik- und Automatisierungstexte) der Hochschule Harz nachlesen:

U. Fischer, J.-U. Just & M. Haupt: Zielgruppenorientierte Entwicklung technischer Assistenzsysteme für selbstbestimmtes Leben im Alter (tecLA LSA), Wernigeröder Automatisierungs- und Informatiktexte (WAIT), Ausgabe 03/2021, Share_it – Open Access und Forschungsdaten-Repositorium der Hochschulbibliotheken in Sachsen-Anhalt, Halle, 2021. [DOI: 10.25673/39944]

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http://dx.doi.org/10.25673/39944

WAIT-tecLA-LSA-AiA

tecLA LSA – AiA wurde aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Das Projekt ist Teil des interdisziplinären Forschungsverbunds Autonomie im Alter unter der Leitung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OvGU).