Kriterien für die Auswahl von Pflegeprozessen zur weiteren Analyse

Da dem SEVIP&V-Projektteam im Rahmen der ersten InnovaKomm-Förderphase lediglich sechs Monate Zeit zur Verfügung stehen, musste die Anzahl der durch die Arbeitsgruppe Prozessanalyse und -optimierung detailliert zu untersuchenden Pflegeprozesse notwendigerweise eingegrenzt werden. Auf Basis welcher Kriterien sollte jedoch entschieden werden, welchen der zahlreichen in der Pflegepraxis ablaufenden Prozesse besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll? Zur Beantwortung dieser schwierigen Frage haben sich Pflegeexperten der MLU Halle, der Hochschule Harz sowie der Xpertcooperation GmbH im Vorfeld der Prozessauswahl auf fünf wesentliche Kriterien geeinigt, die in diesem Blogpost kurz vorgestellt werden sollen:

Fallzahlen: Es sollte sich um Prozesse handeln, die in der stationären Pflege häufig durchlaufen werden müssen, um auch bei einer regional begrenzten Anzahl von Projektpartnern aus der Pflegepraxis ausreichende Fallzahlen für eine Untersuchung der Einspar- und Qualitäts-Effekte liefern zu können. Darüber hinaus ist bei Prozessen mit hohen Fallzahlen eher zu erwarten, dass eine Reduktion der Prozesslaufzeit zu signifikanten Ersparnissen führt.

Dokumentationsbezug: Da eine der zeitsparendsten und für die Nutzer angenehmsten Features des intendierten Pflege-Assistenzsystems die teilweise Entlastung bei der schriftlichen Dokumentation von pflegerischen Tätigkeiten sein wird, sollte es sich vornehmlich um solche Prozesse handeln, in denen eine Dokumentation vorgeschrieben ist.

Logistikbezug: Da eines der zentralen Features des intendierten Pflege-Assistenzsystems die Integration einer Logistikunterstützung sein wird, sollten mindestens einige der für ein Demonstrationsvorhaben selektierten Prozesse einen logistischen Bedarf aufweisen (z.B. den Umgang mit Verbrauchsmaterial, Medikamenten oder Lebensmitteln).

Prozessumfang: Die ausgewählten Prozesse sollten sowohl hinsichtlich ihres Umfangs als auch hinsichtlich ihrer Komplexität noch so überschaubar sein, dass sie sich sinnvoll in Form grafischer Prozessketten darstellen lassen. Außerdem sollte es (auch im Hinblick auf die Innovationsstrategie) noch gut möglich sein, Ablauf und Bedeutung der Prozesse laienverständlich erklären zu können.

Relevanz für die ambulante Pflege: Da das intendierte Pflege-Assistenzsystem perspektivisch auch in der ambulanten Pflege zum Einsatz kommen soll, erscheint die Auswahl solcher Prozesse aus der stationären Pflege sinnvoll, die auch eine Entsprechung in der ambulanten Pflege haben. Kann erfolgreich demonstriert werden, dass das intendierte Pflege-Assistenzsystem zeitliche und qualitative Optimierungen in der stationären Pflege bietet, wäre es für die Evaluation des Systemwerts durch einen potentiellen Mittelgeber sinnvoll, wenn ein äquivalenter Nutzen auch für die ambulante Pflege zu erwarten wäre.

Auf Basis dieser Kriterien wurde eine ganze Reihe von Pflegeprozessen identifiziert (u.a. der Wechsel von Inkontinenzhilfen, die Dokumentation der täglichen Flüssigkeitsaufnahme sowie die Durchführung von Dekubitus-Präventionsmaßnahmen), aus denen letztendlich die drei hier im Blog schon im Dezember vorgestellten Prozesse (morgendliche Grundpflege, Medikamentenverwaltung und -ausgabe sowie Wunddokumentation und -versorgung) ausgewählt wurden. Für diese Prozesse liegen der Arbeitsgruppe inzwischen digitale Modelle aus vier stationären Pflegeeinrichtungen und einem ambulanten Pflegedienst vor, die am kommenden Mittwoch, den 14.01.2015, im Rahmen des nächsten Arbeitsgruppen-Treffens (ab 14:00 Uhr im Innovations- und Gründerzentrum Wernigerode) präsentiert und diskutiert werden sollen. Die Ergebnisse dieses Treffens werden dann natürlich wieder zeitnah im SEVIP&V-Projektblog zusammengefasst.

Prozesskette